January 16, 2007

Noch eine Spur von Mehndi

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 9:38 pm

Ich sitze im Schnellzug nach Zürich, und meine Hände nesteln wieder nervös in meinen tausend verschiedenen Studienblättern. Eine bereits grüne Landschaft mit klaren geraden Linien zieht vorbei. Ich brauche aber nur auf meine beiden Handrücken zu schauen, um die letzten Spuren Pakistans auch noch vor Augen zu haben. Es war der 31. Dezember 2006, als ich kurz vor Mitternacht auf einem grossen Bett sass, umringt von vier bis fünf Frauen. Eine von ihnen malte mir Blumenmuster auf die Hände, exakt dann, als das alte Jahr ins neue überging. Somit trage ich auch noch sichtbare Spuren des alten Jahres an mir.

December 8, 2006

pakistan kommt näher,weihnachten auch

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 1:22 am

es ist so…

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 1:21 am

die pakistanis haben meinen pass verloren. seit zwei wochen höre und bekomme ich nichts. nach zwei telefonaten mit einem netten herren, der zweimal meinte: “Please, call in half an hour again” und schliesslich “Sorry, Ma’am, I couldn’t find anything,” hatte ich einen kleinen sherlock-holmes-einsatz auf der post (an welchem tag, um welche uhrzeit stand ich bei wem an welchem postschalter a,b,c,d,e,f oder g?) dabei fand ich nur heraus, dass der eingeschriebene brief mit meinem pass abgeschickt wurde, also in der botschaft sein muss. jetzt habe ich noch genau zwei wochen zeit. als hätte man nicht genug anderes in der vorweihnachtszeit als einen pass in bern zu suchen, der es vom hauptpostamt angeblich keine 6km weitergeschafft haben soll. wär ich doch vorbeigegangen, kann ich eigentlich auch sagen. naja, jetzt muss ich wohl morgen nochmals anrufen und die leute zur suche bewegen. davids pass lag in der chinesischen botschaft in bishkek ja auch auf dem boden, worauf die chinesischen beamtinnen laut david nur hemmungslos kicherten. 😉

ich stelle mir vor…

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 1:20 am

ich packe meinen koffer oder vielleicht besser rucksack am heiligabend, den ich noch irgendwo singend mit mozart  in einer katholischen kirche verbringe. am 25. fliege ich los mit einem weihnachtsgeschenk im gepäck, aber keinem wein, keiner guten wadtländer saucisson oder ähnlich, da alkohol und schweinefleisch verboten sind. ob mich meine mutter an den flughafen begleitet oder freunde oder niemand? mit den eltern habe ich a) entweder einen weihnachtsstreit bekommen, und sie stehen nicht am flughafen, b) meine mutter steht am flughafen und weint vor Freude/Sorge/gar nicht, c) mein vater lauert mir am flughafen auf und entführt mich nach hause 😉 d) alle nehmens hin und ich stehe mit mama/ohne mama, mit/ohne papa, mit/ohne beiden am check-in. ich tausche meine festtagskleidung mit einem langärmeligen, knielangen leinenshirt, das ich mal für zentralasien in kazan kaufte. in meiner grossen tasche, die ich nur mitnehmen darf, wenn ich nicht britishairways fliege, verbirgt sich ein grosses tuch, welches ich mir schnell umbinden kann, wenn wir landen. der flug dauert lange, am 26. komme ich an. geschlafen habe ich vor aufregung fast nicht, und ich bin müde und fürchte schlecht auszusehen. es dauert mit einigen kontrollen ein weilchen bis ich draussen bin. dort steht dann mein freund mit so nem hütchen und pakistanischer kleidung und freut sich über das ganze gesicht und meint er werde den rest seines lebens als schafhirte in pakistan verbringen/oder auch nicht. ich habe das kopftuch an. wir küssen uns vielleicht/ gar nicht/ evt. schnell unter meinem grossen kopftuch? wir treten raus, und es schlägt uns eine bisher noch nie gekannte gelbe würzige schwüle entgegen. es blendet so sehr, dass wir uns noch kaum sehen.

wie, weihnachten in pakistan?

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 1:19 am

ja klar, weihnachten und grad noch neujahr und die drei könige.
was in einem so vorgeht, wenn man sich länger nicht sieht, welche kopffilme ablaufen, welche hollywood..äh bollywood weltuntergänge und holy bollywood sonnenaufgänge man sich ausmalt….

November 3, 2006

…und jetzt die Zentrifuge

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 5:49 pm

Als wäre unsere Reise versandet…Aber nein! Ich habs nicht mehr durchgehalten, meinen vielleicht zu naturalistischen Reisebericht zu schreiben. Irgendwo, irgendwann wollte es nicht mehr so richtig. Deshalb sammle ich kurz alles Wichtige, stecks in die Zentrifuge und man kanns im Zeitraffer lesen.
Kokand: Medressas, die liebe Familie, die uns beherbergte
Tashkent: mehrere Stunden Fahrt, Grossstadt, Metro, teures Übernachten (für unsere Reiseverhältnisse), usbekisches Theater (Leb wohl Freundin), ein richtiges Moralstück, von Melonen überlaufender Bazaar, neue Gesichter, auch unter den Reisenden, neugierige penetrante Miliz
Samarkand: Registan, rote Mosaiktiger in einer der schönsten Abendröte, 1500 Som an einen Milizionären für eine Minaretterklimmung, anstelle von Essenlüsten Essensfrüste und ein ordentliches Bauchweh, Treibenlassen durch den grossen Bazaar, Bibi Khan Mausoleum, chinesische Frau von Amir Timur
Shakhrizabs: Kleiner Weiler, Geburtsort von Amir Timur, ruhig, heiss, mehrere Hochzeiten mit Trauergesichtern der Vermählten, was uns zu denken gab, wohnen bei einer 8köpfigen Familie mit Baptistenmutter und muslimischem Vater nach sowjetischem Gepräge, lustige Kinder, kleiner Welpe, der die nacht ohne seine verstorbene Mutter durchheulte, dass es mir das Herz hätte brechen können, altes Brot, Englischhausaufgaben der Tochter erledigen, bzw. “helfen”
Buchara: Wohnen in einem alten Bucharerhaus (200 Jahre alt), ein Traum, der uns lediglich den etwas anstrengenden Eigentümer Mubin Djon kostet ;), der aber im Grunde ganz lieb ist, Ex-Olympiatrainer in Leichtathletik, Kennenlernen von Nozima, einer Innendesignerin, die ihren Aufträgen in Buchara nachjagte und ihr Glück in Paris versuchen möchte, eine Person, die mir mit ihrer Wärme ans Herz gewachsen ist, Ausflüge in die Gegend, und Leute, Leute, Leute…
Khiva: Mit einem Paar, das wir in Bishkek getroffen hatten, fuhren wir weiter nach Khiva in einem Shared taxi, Fahrt durch die Wüste, Flussgrenze zu Turkmenistan, ein paar wenige Jurten, Fischessen mitten in der Wüste in kleinem verlorenen Lokal, Ankunft am Abend, weniger touristisch als angenommen, Kinder hingen an unseren Armen und wollten Fotos und Adresse, Lippenstift und Bonbons, Blick vom Minarett auf die Stadt, eine kleine Führung am nächsten Tag, Einblick in die Geschichte, Essen ist eine verzweifelte Angelegenheit, kaufen uns Mars und Twix und eine riesen Honigmelone auf dem Markt, bekomme Läuse, und es beisst Tage lang unerträglich, Fahrt nach Urgench an den Bahnhof.
Samarkand: Nachtzug nach Samarkand mit zwei älteren Herren: Volodja Kim, einem usbekischen Koreaner und einem älteren Usbeken, der schon bedrohlich viel Tee trank, Volodja bot uns von seinem zähen, fleischlosen Huhn an, der andere Mann bewirtete mit viel Tee, Ankunft um vier Uhr morgens, Vodka mit Tomaten für Volodja, Kaffee für uns, schlafen in der selben Herberge, Registan am Morgen, Besuch von kirgisischem Präsidenten Bakijev in seiner schwarzen Limousine, zurückgekämmtes graues Haar, den Ellbogen auf dem Fensterrahmen abgestützt, ein letzter langer Blick auf den Registan – und vorbei, die Springbrunnen versiegten nach fünf Minuten und die Autos durften wieder fahren.
Tashkent: Nahender Abschied, Wohnen privat bei einer Familie auf dem Teppichboden, riecht nach Ei, und von der Wand schauen die Ahnen, ziehen um in ein teures Hotel, treffen Nozima, gehen ins Ilkhom Theater, wo wir ein bezauberndes originelles Stück über die usbekischen Knabentänzer sahen, Warten auf Mittwoch und auch nicht.
Mittwoch, Tashkent: Wieder ein Flughafen, mehr ein Trennuns- denn ein Treffpunkt in meinem bisherigen Leben. Flug kurz nach sechs, nicht wissen, wie sich verabschieden so früh und so schnell. Gepäck scannen, Augen trocknen, sich zusammenreissen und trotzdem denken SCHEISSE. Was für ein Jahr, zugegeben. Eine Achmonateminusbeziehung mit einem vier Monateplusbonus mit 24hzusammensein, wie günstig und wie traurig manchmal. Aber irgendwie braucht jeder seine Fahrkarte, und das ist auch gut so. Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr eine fürs ganze Jahr haben können, wenn das nicht zu teuer kommt. Die SBB hat mich hier schon wieder mit ihren tausend Angeboten, dass ich kaum zum Studieren komme, soviel bin ich am Rumrechnen : ).
Istanbul: 4Tage Stopp allein, mein Freund Emre liegt mir Lungenentzündung im Spital, schön an der Küste gelegen. Wohne bei seiner Cousine und deren Mann, habe eine gute Zeit, werde zwar krank und es beisst mich auf meinem Kopf, doch die Stadt tröstet mich mit ihrem salzigen Wind, mit ihrem guten Essen, ihren warmherzigen Augen und lenkt mich ab mit ihren Geschichten. Ich komme in Europa an, und die Schweiz ist nur noch ein Katzensprung entfernt, das Zuhause wird mir wieder vertrauter aus nächster Ferne.
Zürich: Als wäre ich kaum weg gewesen, ausser Wundern und wenig Staunen kein Kulturschock, werde abgeholt und das hiesige Leben hat mich in Teufelseile wieder. Ich flüchte mich nach Bern, um meinen Erinnerungen noch nachhängen zu dürfen, nicht 8Monate Schweizer Leben nachholen zu müssen, mein neues Zuhause, mein wirkliches, ich hoffe es, zu beziehen. Laut SBB Werbung: bei sich ankommen.
Ja, das wars. Die Reise.

October 8, 2006

Das Fergana Tal

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 2:05 pm

Wir fuhren nach Fergana, südlich von Andijan. Das Ferganatal verdient auf den ersten Blick seinen Namen nicht. Von einem Tal ist weit und breit nichts zu sehen. Die Landschaft ist weitgehend flach und wird landwirtschaftlich genutzt. Baumwolle, Gemüse und Früchte werden angebaut. Die Gegend gilt als die fruchtbarste in Uzbekistan. Fergana ist eine kleine Stadt ohne grossen Stadtcharakter. Es gibt Baumalleen, vorwiegend viele Wohnhäuser, einen Busbahnhof, einen Markt, wo etwa das Stadtzentrum sein muss. Es ist etwas unübersichtlich und nicht einfach per Adresse etwas zu finden, da Strassen meistens gar nicht gekenntzeichnet werden. Unser Fahrer liess uns bei einem grossen Hotel aussteigen, von wo wir zu Fuss weiter sollten, um unseren Zielort zu finden. David konnte im Hotel kurz anrufen, damit uns jemand abholt. Nach etwa zehn Minuten stand ein Junge dort, der Sohn der B&B Besitzerin, die wir finden wollten. Das B&B befand sich in ihrer eigenen Wohnung, versteckt in einem typischen kleinen Wohnblock aus der Sovjetzeit. Die Mutter, Shakhida, war eine sehr sympathische Frau um 33, die eigentlich als Russischlehrerin arbeitet. Ihr Sohn war sehr aufgeweckt und sprach Englisch. Shakhida sprach auch Englisch, und es schien, dass sie viel über ihren Sohn aufschnappt. Er jedenfalls sprach David mit “Sir” an ; ). Es brauchte ein Weilchen, um das auf “David” zu ändern. Es hatte noch andere Gäste in der Wohnung, ein junges Paar aus Milano und eine ältere reiselustige italienische Dame. Wir schliefen im Wohnzimmer auf den ausrollbaren dünnen Matratzen. Am Abend lernten wir den Onkel und Gönner der Famillie kennen. Ein grosser dicker Mann mit Dickschädel. Er brachte eine grosse Honigmelone mit. Er muss eine wichtige Position in der Familie innehaben, denn seine Ideen scheinen oft nicht mit denen Shakhidas vereinbar, doch dennoch wird der Onkel respektiert. Er scherzte den Jungen in zwei Jahren (sechzehn) zu verheiraten, wobei das nur als halber Scherz ankam. Shakhida wurde mit sechzehn selber verheiratet und bekam mit neunzehn ihren ersten Sohn. Ebenfalls wurde der Onkel zu seiner Zeit mit sechzehn verheiratet und hat bis jetzt mehr denn acht Kinder (genaue Zahl vergessen). Shakhida fand es heutzutage nicht modern und ungeschickt, die Kinder so früh zu verheiraten. Ihr Sohn brauche zuerst eine gute Ausbildung. Es wirkte lustigerweise paradox, den Onkel als Hilfeleister der Familie und gleichzeitig als mögliches Hindernis zu sehen. Er scheint mit der B&B Angelegenheit eng verbandelt zu sein und hat ziemlich sicher eigenes Geld in das Projekt hineingesteckt. Mich erinnerte er an einen alten grauen Gorilla, der von seiner Familie unbedingten Respekt verlangt für das weitere Wohlergehen. Am nächsten Morgen fuhren wir für einen Tagesausflug nach Margilan, welches eine knappe halbe Stunde von Fergana entfernt liegt. Vom Bazaar fuhren Marshrutki und Shared taxi die ganze Zeit. Margilan ist ein noch viel provinzielleres Städtchen mit vielen Chaikhanas (Teestuben = Restaurant) und Shashlykbuden und Lehmöfen, in welchen auf der Strasse Brötchen gebacken werden (dabei werden Teigbälle geformt und an die Innenseite des rundlichen Ofens geklebt). Margilan ist berühmt für die Seidenproduktion. Es gibt mehrere Fabriken und viele Marktstände, wo ein grosses Sortiment an Seide angeboten wird. Wir besuchten eine Seidenfabrik, die nach herkömmlichen traditionellen Methoden Seide produziert. Es gab dort für uns eine gratis englischsprachige Führung durch die Fabrik. Als wir ankamen war es ganz still, anscheinend waren viele Leute grad nicht da, weil sie auf einer Hochzeit einer Mitarbeiterin waren. Herbst ist Hochzeitszeit! Das fällt mit der Erntezeit zusammen. Die Seide wurde in schrittweiser Handarbeit hergestellt. Nach dem Kochen der Cocons wird der Faden mit den Fingern abgezogen und über ein grosses Rad (manchmal elektrisch betrieben) aufgespult. Wir sahen den Prozess des Färbens: zwei Männer tauchen die an einem Stab aufgehängte Seide mehrmals in einen Topf mit kochender oder heisser Farbe. Die Seide wir an bestimmten Stellen für die Musterung abgedeckt. Wir konnten zusehen wie die fertige Seidenspule verwoben wird. Der Webraum war gross, mit mehreren bunten Webrahmen, an denen Aufkleber irgendwelcher indischer oder koreanischer Pop- und Filmstars klebten. Im Hintergrund lief Bollywoodmusik. Die Webrahmen verfügten über verschiedene Pedalen, die für die Musterung des Atlas (reine Seide) oder Atras (Seide gemischt mit Baumwolle) betätigt werden. In einem weiteren Teil wurden aus Resten die berühmten Seidenteppiche geknüpft, eine aufwendige endlos scheinende Arbeit. Die Mädchen waren alle schrecklich interessiert, ob wir verheiratet sind und ein Getuschel und Gekicher ging durch den Raum. Die Frauen kehrten auch langsam scherzend und lachend von der Hochzeitsfeier zurück. Am Schluss kaufte ich noch ein paar Meter Atlas und Atras und ein Tuch als Geschenk für jemanden. Mit dem Stoff ging ich später in Tashkent zu einer Frau, die mir bis zum 9. Oktober daraus etwas nähen soll. Unterwegs zu einer Moschee kamen wir an einem Brautkleidladen vorbei. Die Kleider waren zahlreich auf Schneiderbüsten gezogen, dass es im Laden nach einem grossen Ball von kopflosen Frauen aussah. Ich war erstaunt auch hier weisse Kleider zu sehen. Doch am ersten Hochzeitstag wird dieses unbedingt getragen, für Fotos etc. Letztendlich haben wir in ganz Uzbekistan immer wieder “Weisse Hochzeiten”gesehen. Die Gegend gilt als weitgehend konservativ. Man sieht nicht viele Frauen nicht westlich moderner Kleidung, aber ganz verhüllte sieht man fast ebenso selten. Die Frauen tragen üblicherweise ein buntes Kopftuch, das im Nacken geknotet wird, lange etwas vorhanghafte Kleider und oft Gummilatschen. Oft wird ein plüschartiger Stoff verwendet, für Kinder oft auch, der so gar nicht kleidermässig wirkt. Die Stoffe scheinen abundzu gar nicht für Kleider bestimmt zu sein, das wirkt dann eigenartig, wenn jemand mit einem Vorhang- oder Bettüberwurfmuster daherkommt ; ). Aber es lässt sich damit erklären, dass solche Stoffe auf dem Bazaar sehr billig sind. Am Abend, zurückgekehrt aus Margilan, wurden wir mit reichlich uzbekischem Plov bedient. Plov ist DAS Essen in Uzbekistan. Es wird überall gerühmt für seine regionale “Nuancen”, seine Traditionalität, ich entschuldige mich für meinen leichten Zynismus, aber überall findet man den gleichen meist zu öligen Reis mit gelben Rüben und Fleischstücken vor. Im Voraus wird er immer gross angekündigt, doch irgendwie ist es einfach immer ein einfacher phantasieloser Reis. Lieber mochte ich immer die Früchte, wie Trauben, Granatäpfel, Birnen, Melonen, Nüsse etc. Der Plov war nicht schlecht aber sehr ölig. Man musste den Reis erst etwas abtropfen lassen. Das Öl ist anscheinend Baumwollöl, das sie zur vollständigen Baumwollverwertung herstellen.

September 26, 2006

Abschied von Kirgistan

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 2:35 pm

David hatte im Schneideratelier neben Fatimas Haus, wo ein paar gewitzte Uzbekinnen walteten und schalteten, ein weisses Hemd in Auftrag gegeben. Die Schneiderin meinte eifrig, sie wisse nicht, ob sie es bis um 11Uhr schaffe, werde es aber für uns versuchen. Aus irgendeinem Grund schien sie den Narren an uns gefressen zu haben, jedenfalls hatte fast alles was ich sagte einen freudigen Lachanfall zur Folge ; ). Sie waren beeindruckt von Davids Wünschen, die ich übersetzte, und lachten noch mehr dabei. Sie hatten die Augenbrauen markant mit schwarzem Eyeliner über der Nasenwurzel zu einem Balken zusammengezogen. Das ist in dieser Region, auch in Uzbekistan, ein Schönheitsmerkmal: zusammengewachsene Augenbrauen, mindestens à la Frida Kahlo, sonst wir mit Schwarzstift nachgeholfen.
Natürlich wollten sie wissen, ob wir Mann und Frau sind. Ich meinte, wie so oft etwas ausweichend, “noch nicht”. Dann ging das Geschnatter erst recht los “Ohlala!! Dann soll es ein festliches Hemd werden für die Hochzeit, ja?” – “Nein, nein. Das noch nicht. Einfach ein simples Hemd für unterwegs.” – “Oh, ich würde für euch  so gute Heiratskleider machen!” Wieder langes Lachen. Wir fühlten uns fast dem Erröten nah ; ).
Schliesslich erhielt David ein traditionelles weisses uzbekisches Hemd, das aber etwas kürzer als üblich ist.
Wir holten das Hemd am Abfahrtstag ab und verabschiedeten uns von den fröhlichen Damen.
Unsere Fatima war sauer, da sie am Vortag einem Bekannten angerufen hatte, der uns zur Grenze hätte bringen sollen, da sich aber unser Reiseziel kurzfristig wegen Davids Flug verschob, mussten wir ihr und ihm kurzfristig absagen, da wir mit einem Bus nach Osh mussten, ein Auto wäre einfach zu teuer gewesen. David hatte sich auf den 7. Oktober einen Flug von Tashkent nach Urumqi noch in Biskek gebucht. Er hatte darum gebeten, ihm bessere Flugdaten noch mitzuteilen, um auf später umzubuchen, da ich auch erst am 11. Oktober nach Istanbul fliege. Nun erhielt er ein Email von der Reiseagentur, die ihm ein besseres Datum offerierte. Wir sollten nochmals zur Agentur, die es noch in Osh gab. Daher mussten wir via Osh über die Grenze nach Usbekistan.
Die Frau ärgerte sich, da sie nun schlecht vor dem Fahrer dastand. Es war eigentlich etwas unbegründet, da wir uns selber beim Fahrer entschuldigten und erklärten, weshalb wir nicht fahren konnten. Er seinerseits schien das ohne Ärger verstanden zu  haben. Fatima machte mir aber deswegen Vorwürfe, was ich unfair fand, nachdem wir immerhin ein paar Tage ihre Gäste waren. Es war abundzu während der Reise nicht leicht als Erste mit einem Problem konfrontiert zu werden. Da ich Russisch spreche, hatte meistens ich den Grossteil auszutragen, was ich vermutlich manchmal leichter und nicht zu persönlich hätte nehmen sollen.
Schliesslich verliessen wir die etwas missmutige Dame richtung Avtovokzal (Busstation).
In Osh, einer auf den ersten Blick sehr betriebsamen Stadt, blieben wir nur sehr kurz, gerade für die Umbuchung des Fluges. Wir assen in einer kleinen Kantine eine Shorpo und Nan, dann fuhren wir mit der Marschrutka bis zur Grenze. Dort liefen durch die verschiedenen Posten. Es bereitete uns zum Glück keine Probleme bei der Ausreise, dass wir keinen kirgisischen Einreisestempel auf dem Visa hatten. Der Beamte hakte zwar eine Weile nach, doch wir erklärten wir hätten einfach keine Grenzposten gesehen, was so etwas wie die Dreiviertelwahrheit ist ; ).
Unser Gepäck wurde vor der Einreise geröntgt, und wir mussten eine Einreisedeklaration ausfüllen, das war alles. Es hatte viele Frauen an der Grenze, die mit grossen Taschen unterwegs waren. Ein paar Zigeunerinnen veranstalteten aus irgendeinem Grund ein Mordsgeschrei, was sich als brutales Fluchen heraushören liess.
Einen Fahrvermittler hatten wir bereits auf der kirgisischen Seite auf den Fersen, dieser brachte uns zu einem Fahrer, der mit zwei anderen Leuten bereit war loszufahren.
Wir waren in Uzbekistan angekommen.

Arslanbob

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 2:32 pm

Zuerst wollten wir per Bus nach Arslanbob fahren. Wir fuhren erfolgreich von Zhalal-Abad weg, blieben aber an einer lustigen Bushaltestation, die neben einem Bazar war, so kommt es im Süden sehr oft vor, einige Zeit lang stecken. Es kam und kam kein Bus. Natürlich hätten wir sofort hinter den Bazar gehen und einen “Tico” (Minidaewoo) haben können, doch wir waren sehr überzeugt davon, dass ein Bus fährt. Wir schauten noch einem Zauberkünstler und Akrobaten zu, der eine ganze Menge um sich brachte und von lauter technoartiger Musik begleitet (dabei zapfte er seine Autobatterie an) zwei seilangebundene Juns mit den Zähnen in die Luft hob. Das verkürzte die Zeit etwas. Als der Bus plötzlich da war, konnte man mit dem leider nicht fahren. Es schien also nicht zu klappen, und wir fanden leicht einen Fahrer hinter dem Bazar, der uns nach Arslanbob hinauffuhr.
Arslanbob liegt in einem Talkessel am Hang. Durch das Dorf fliessen mehrere Bäche, und die Berge im Hintergrund sind atemberaubend. Überall stehen Pappeln, Vieh weidet auf den bereits gelben Wiesen, Eselkarren fahren vorbei.
Als wir ankamen, stand bereits ein grosser Typ mit roter Schweizer Baseballmütze vor uns. Er war vom CBT und hatte uns sofort aus dem Haus erspäht.
Er hiess Malik und bat uns herein. Wir sagten gleich, dass wir eine Adresse hätten.
Die Leute waren wirklich ausgesprochen sympathisch und boten uns ein Auto an, um zum Haus zu kommen, welches ziemlich ausserhalb vom Dorfzentrum liegt.
Wir wurden herzlich von der Familie empfangen. Eigentlich sahen wir fast auschliesslich den Vater. Er war im Dorf der Deutschlehrer, daher konnten wir mit ihm Deutsch sprechen. Die Frauen, Töchter und eine Schwiegertochter blieben sehr im Hintergrund und bedienten uns lediglich. Die Familie hat einen bezaubernden Garten mit vielen Apfelbäumen, vier verschiedene Sorten. Sie hatten zwei Häuser. Im einen schliefen wir in einem Zimmer, im anderen Zimmer war der Sohn mit seiner Frau. Das andere Haus war eher das Familienhaus mit der offenen Küche nebenan angebaut.
David und ich assen unter einem grossen Nussbaum, an dem usbekischen Tisch, d.h. auf dem Bettgestell auf dem man im Schneidersitz sitzt und auf dem ein kurzbeiniges Tischchen steht. Ich weiss noch gar nicht, wie diese Einrichtung heisst.
Am nächsten Tag machten wir von dort aus eine Wanderung an einen grossen Wasserfall, durch den Wald, wo wir Shashlyk bekamen, wieder ins Dorf.
Ich hatte einige Tage schwere Magenverstimmung gehabt und war einigermassen ausgelaugt, und ich hatte ziemliche Mühe zum Wasserfall hochzukommen.
Es war ein total schöner Einblick in dieses Dorf, wo aussschliesslich Usbeken leben. Die Lebensweise schien uns auch komplett anders, als wir sie vom Norden in Kirgistan kannten. Ich fande es befremdend von den Frauen von vorn bis hinten so bedient zu werden und mit ihnen dabei kaum ein Wort wechseln zu können.
Ruhig scheint dort das Leben vorbeizuziehen, jenseits von allen grossen Weltgeschehnissen, so scheint es.
Am Nachmittag fuhren wir nach Zhalal-Abad zurück, wo wir unsere Sachen gelassen hatten und noch eine Nacht bleiben wollten.

In den Süden

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 2:31 pm

Nach schweren Verhandlungen mit Fahrern, fanden wir jemanden, der uns für uswngefähr 30.- nach Zhalal-Abad mitnahm. Die Fahrergemeinschaft scheint ganz offensichtlich ein Kartell zu bilden. Alle sagen sie den selben Preis, der für uns viel zu hoch war. Der Fahrer holte seine Frau und deren Mutter noch ab, die vor dem eigenen Lebensmittelgeschäft schon bereit standen.Der Mann war nur vorübergehend als Fahrer tätig. In Zhalal-Abad war ein Fest, anscheinend eine Todesgedenkfeier, an welche die ganze Familie fahren musste. Da es eine lange Strecke ist, lohnte es sich noch einen Fahrdienst anzubieten. Die Fahrt war sehr schön aber auch sehr lang, etwa zwölf Stunden waren wir unterwegs. Dabei fuhren wir über drei Pässe, an einem einprägend blauen Stausee vorbei. Es wurde zusehends heisser und die Landschaft trockener, sonnenverbrannter. Die Leute waren sehr gesprächig, und die Fahrt war somit noch ganz schön.
Irgendwann war etwas mit dem Motor nicht mehr in Ordnung, wahrscheinlich etwas mehr als überhitzt, und wir stiegen kurz vor Zhalal-Abad in ein anderes Auto um.
In Zhalal-Abad wandten wir uns an ein CBT-Büro, wo wir Auskunft über Übernachtungsgelegenheiten erhielten. Wir landeten bei einer runden usbekischen “Fatima”, wie ich sie nannte. Sie war meiner Ansicht nach eine etwas herrische und nicht so herzliche Person, aber es war Im Grund genommen in Ordnung bei ihr. Die Häuser sind im Süden schon völlig anders als im Norden. Sie sind schon dieselben wie in Uzbekistan. Ein grosses Tor, dahinter ein grosser gepflasteter Innenhof, die Küche nahe beim Eingang, der Herd im Hof selber unter einem Vordach, wo sich auch eine hölzerne Tribüne befindet, wo man isst. Die Zimmer sind alle um den Hof herum angesiedelt. Wir schliefen wieder in einem Teppichzimmer. Wir bekamen usbekische Matten, die man dreilagig auf dem Boden ausbreitet. Man schläft hart aber sehr bequem.
Zhalal-Abad war als unser Ausgangspunkt nach Usbekistan gedacht. Zuerst wollten wir aber noch einen Abstecher nach Arslanbob, in ein uzbekisches Dorf machen. Wir hatten von einem Jungen, der beim CBT arbeitet die Adresse seines Vaters in Arslanbob bekommen, so dass wir vorhatten diesen aufzusuchen.

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