July 22, 2006

Abstrakter Raum Bahnhof

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 5:32 pm

Bahnhöfe sind nicht in der Gegenwart angesiedelt. Verwirrung schafft diese zentralistische Regel “Moskauer Zeit” bei uns Ausländern. Erste Vermutung bei Betrachtung des elektronischen Fahrplans “Hm, isch bi dene d Uhr usgschtige?” Eine herzige Babuschka erklärte uns dann die goldene Regel “Moskauer Zeit”. Bis Vladivostok verkehren die Züge nach Moskauer Zeit.Heute Morgen fand ich auch, dass ich nun mal nach Moskauer Zeit aufstehe, nämlich um 2 Std. später 😉

…iz Ekaterinburga

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 5:27 pm

Heute ist ein Leerlauftag. Wir schliefen lange, hatten wenig vor. Vorhaben 1: Tickets nach Novosibirsk besorgen, Vorhaben 2: den Dom Knigi finden, um dort einen Koran in Englisch zu kaufen. 1) Der 24h Schalter hatte plötzlich Mittag und danach noch eine technische Pause, wobei die Dame am Schalter dort sitzen blieb und ständig meinte: “Ich arbeite nicht. Das sehen Sie doch!” So sassen wir dort und mal im Café zwischendurch drei Stunden. Ein Ticket gab es schliesslich nicht, nur zu teure. Wir versuchen es morgen nochmal an einer anderen Kasse in der Stadt, wo vier Angestellte arbeiten, so dass wir den Pausen ausweichen können. Heimtückische Sache. Um 1800 trafen wir Elena und ihren Freund Sergio aus Spanien. Mit ihnen gingen wir was essen in ein multiples Restaurant, einen “Themenpark” (David), wo wir schliesslich nach georgisch, russisch, mazedonisch etc. food japanisch food bestellten. Danach schafften wir es in den Dom Knigi (!) und fanden den Koran, immerhin, auf Russisch. Nun ja, es ist herauszuhören, wir sind nicht eben wahnsinnig begeistert ab der Stadt, und es zieht schrecklich weiter. Morgen nach dem Ticketkauf treffen wir Elena und Sergio nochmals beim Lenin (Denkmal), manchmal sind diese Statuen schon praktisch 😉 )und fahren zu einem Denkmal für die Opfer der Repression raus, etwa 8 km von hier. Dort sollen sich auch die Gräber, bzw. mächtigen Tomben, von bedeutenden Mafiabossen und Familiamitgliedern befinden, die hier in den 90-ern so eifrig am Werk gewesen sein sollen.Wir sind gespannt…

….v Ekaterinburge

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 5:16 pm

Und nun, hier sind wir… In Ekaterinburg. Wir wohnen wie erwähnt bei einem Mädchen, das im wahren Leben (ausserhalb HC) den schönen Namen Irina trägt. Was soll ich sagen, die Stadt ist klein, finde ich, das Meiste scheinen wir gesehen zu haben. Angenehm ist es, bei jmd zuhause wohnen zu können. Vorgestern habe ich Crevetten mit Zitrone gekocht und Gemüsereis und Kaviarbrötchen gemacht…und wir haben Bier dazu getrunken. Die Zarenfamilie wird hier fleissig “memoriert”, in Form eines Denkmals bei dem Chram na krovi (Kathedrale auf dem Blut), wo früher das Haus des Kaufmanns Ipatiev stand, wo die Familie im Keller ganz schrecklich ermordet wurde. Schrecklich deshalb die brutal massive Kirche mit dem kitschigen Familiendenkmal, hinter dem sich eine Treppe hinunterwindet, mit 22 Stufen (soviele Stufen waren es in den Keller hinunter im Haus Ipatievs). Frommer Glaube verschmilzt mit Sensationslüsternheit. Wir fanden das eher widerlich. Ebenso fanden wir den Ausflugsort Ganina Jama, wo sich ein Kloster im hellen Birkenwäldchen befindet, befremdend. Dort befindet sich die Mine, wo die königlichen Überreste verscharrt, wieder hervorgeschleift und mit Säure und Benzin überschüttet wurden. Detaillierter steht es nun auf mehreren Gedenktafeln rund um die Mine, wo auch ein Holzbrückchen, geschmückt mit Romanov Familienbildern als guter Aussichtspunkt auf die Mine steht. Vom 12. – 25. Juli sind die sog. Zarentage, eine Art Memorial. In einer Kirche fand eine Messe statt. Es war eigenartig, da die Leute schnieften und heulten… Es kam uns vor, oder es ist so!, dass die Leute sich in das Leiden hineinversetzen und völlig in dieser Stimmung aufgehen. Ich fand das Ganze makaber und kann da schlecht nachfühlen, offen gesagt. Hat Russland nicht noch viele andere Opfer gebracht und bedeutend viel andere “Märtyrer” hervorgebracht? Sind nicht noch so viele andere Ereignisse unaufgearbeitet? Wieviele Menschen müssten hier noch heiliggesprochen werden!Mich beeindruckte am meisten der hölzerne, wohlduftende Innenraum der Kirche, wo weisse Lilien den besten Geruch der Welt verströmten. Die Tränen, ich gebe es zu, verstand ich nicht.

18. Juli, 28 Grad Aussenhitze, 40 Grad Innenhitze

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 4:44 pm

Wir sind unterwegs nach Ekaterinenburg. Der Zug fuhr um 13.53 in Kazan los. Morgen kommen wir gegen halb 9, Ortszeit, an und werden vermutlich von Kzyuya, einem Mädchen vom Hospitality Club am Bahnhof abgeholt. Es funktionierte ganz gut mit unseren Bleiben bisher, wir haben bis jetzt immer etwas gefunden, und ich fand es spannend so neue Leute zu treffen, die ich sonst nie treffen würde in einer Stadt gerade wie Moskau.
Im Zug ist es heiss und schwitzig. Schweiss- und Biergeruch, braungebrannte, verbrannte Rücken und Füsse in den gummigen Tapotschki (Plastikschlarpen, ca. 3 Modelle in ganz Russland, auf jedem Markt erhältlich ; ) und omnipräsentes Detail im Sommer).
Draussen grollt gerade ein langerwartetes Gewitter, im Wagon brennt das Neonlicht. David liest neben mir links in einem Indienroman, der alte Mann rechts von mir ahmt mich beim Tippen nach. Naja, reiche Europäerin ; )) Geschäftsfrau ;)))
Er reist glaub ich allein, hat aber fürsorgliche Gesellschaft gefunden, die ihn mit Gurken und Brot und Tee versorgt. Die Frau vis-a-vis von mir, die sympathisch Wohltäterin, ist bei besonderem Lichteinfall etwas sonderlich anzusehen. Ihre Lippen sind von einem dichten Schnurrbart gesäumt, was die Frau zum Fischotter macht.
Gerade hat der Blitz mit lautem Knall irgendwo eingeschlagen. Wir sind alle zusammengezuckt.
Der graumelierte braungebrannte Mann neben mir, wandte sich an mich, in einer Sprache, die ich nicht verstehe, oder war es ein zahnloses Russisch?? Die Frau gegenüber von mir schaute ihn jedenfalls argwöhnisch an, dann mich, lächelnd – anscheinend lohnt sich die Übersetzung nicht. Mein schnelles Tippen brachte er jedenfalls in irgendeinen Zusammenhang mit dem Blitzeinschlag. Wie auch immer…. David liest und ich schreibe nun. Ich muss die letzten Wochen nochmals revue passieren lassen. Ich habe sehr lange nichts mehr eingetragen.
Ich weiss nicht, wo ich ansetzten sollte. Der Mann nben mir schwitzt und stinkt…. und beobachtet mich beim Schreiben. Auch er wird sich nach einiger Zeit dran gewöhnen und sich hoffenltich auf sein Plätzchen, auch vis-à-vis legen.
Der Speisewagen hat gerade frei und erwartet zahlreichen Kinderbesuch, wurde uns mitgeteilt. Dummerweise haben wir tatsächlich viel zu wenig Essen dabei. EIn paar Madleines und trockene Kekse haben wir aber noch bekommen.
Die Frau gegenüber hat ihre kleine Tochter dabei, die uns ganz neugierig vom oberen Bett beäugt und sich vermutlich fragt und vorstellt, was für Leutchen wir sind, die lesen und ein Compüterchen dabei haben.
Die Frau vis-à-vis kennt den halben Wagon und beherbergt ;))
Eine Frau in hellblauen Russia-shorts und blauen Tapocki kommt ab und an wieder auf ein Schwätzchen vorbei. Gespräche über Gurken, wie man sie am besten aufbewahrt, ob man sie einfrieren kann oder nicht, und wenn, ob man sie nur noch für die Okroshka (kalte Kvas- oder Kefirsuppe) verwenden kann. Die Leute spielen Karten, Essen weiches Brot mit Wurst, trinken Bier aus 2,5 liter-Flaschen und geben sich dem Schlummer hin.
Ohne die schweissige Biernote hier im Abteil wäre es tatsächlich um Einiges angenehmer, aber das sind Sachen, die man während Zugfahrten wohl oder übel in Kauf nehmen muss. Dafür strömt von aussen gerade wunderbar kalte Luft rein.
Ich habe in einem Buch von Ljudmila Ulitzkaja gelesen, ein paar Erzählungen. U.a. ist eine mit dem Titel Zju-jurich (soviel wie Zürich ist gemeint) darunter. Darin geht es um eine  “Einheiratung” in diese verheissene Stadt.
Nun spielt das ganze Nachbartischchen von den Vis-à-vis Karten.
Kurzer Zwischenstopp in einer Miniortschaft. Gelegenheit auf dem Perron bei Babuschki und Devuschki Instantsuppe, Instantkaffee und Gartengemüse zu kaufen. So haben David und ich uns für die Weiterreise wieder versorgt und löffeln gerade Suppe und beissen in kleine Gartenzwiebeln, während unsere Nachbarn einen grossen gelb getrockneten Fisch mit vor Schreck geöffnetem Maul hereintragen. Der Fisch ist gar nicht so schlecht, für uns etwas ungewohnt, da roh getrocknet und zml fischig, aber mit Bier und Brot ist er in kleinen Mengen noch gut.

Wolga, Wolga

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 4:42 pm

Kazan habe ich mir ganz anders, v.a. schöner vorgestellt. Was mir daran aber sehr gefällt ist die Gegend um den Markt, die kleinen Moscheen, die tatarische Sprache überall, das tatarische Essen (wobei nach einiger Zeit das auch alles etw. zu fleischig wird).
Wir wohnten etwas ausserhalb, im Sovjetskij Rajon, an der Strasse 8oe Marta (8. März = Internationaler Tag der Frau).
Asja, Volodjas Frau, war zuhause und empfing uns bereits morgens. Sie wohnen in einer Zweizimmerwhg mit zwei Katzen und einer Schildkröte.
Leider hatten wir keine Matten dabei, und das Schlafen auf dem Fussboden war ohne zu beschönigen steinhart.
Doch es tat am nächsten Morgen zum Glück nie was weh, immerhin.
Schwieriger war der etwas üble Teppichgeruch am Fussboden…. Mir war nie so ganz klar, wo die Katzen hinpinkeln, und als ich in tierliebem Enthusiasmus die Schildkröte auf das Teppichfreiland setze, pisste die doch prompt darauf.
Wir assen ein paar Mal in tatarischen Kantinen, was sehr günstig und v.a. gut war.
Auf dem Markt fanden wir auch noch ein paar Dinge, die wir gut brauchen konnten.
Am Samstag wollten wir nach Svjashsk, auf eine insel fahren mit dem Schiff, doch bereits morgens um 8 waren soviele Leute (laut David “blööödi Datschniki”) unterwegs, dass wir keine Billets mehr bekommen konnten. So fuhren wir nach Fahrplan halt um 9 einfach woanders hin, nämlich nach Kzyl Bajrak, einem verschlafenen tatarischen Volgadörfchen, wo wir auf weiter Ebene einen Muni, ein Pferd und zwei Leute sahen. Unten am Ufer konnte man baden, wenn man nicht heikel ist. Das Wasser ist ziemlich veralgt und lädt nicht besonders ein. Ich tauchte kurz bis zum Hals ein.
Zum ersten Mal im Leben kam ein Maulwurf auf uns zuspaziert, in blindem Gang zum Wasser hin. Er steckte seinen Rüssel rein, plumpste plötzlich ganz rein, begann wie wild zu kraulen und schwamm unerwartet in die weite Wolga hinaus.
Ich entschied mich zu spät ihm nachzuspringen, und quäle mich bis jetzt ehrlich gesagt mit schlechtem Gewissen und der Ungewissheit, ob er die 3Km mit seinem kräftigen Schwumm wohl überqueren konnte. Ach ja…das erinnert mich an die zahlreichen selbsterfundenen Maulwurfgeschichten, die mir früher mein Vater zu Einschlafen jeweils erfunden hat. Dabei handelte es sich aber immer um das Maulwurf Duo Bruno und Benno. Bruno war schlau und listig, Benno gutgläubig und tolpatschig und somit der blindere von beiden. Bruno musste oft ausrücken, um seines Freundes Leben zu retten.
Ich bin überzeugt, dass ich Benno getroffen habe, hoffe bis heute, dass Bruno seinen Freund da irgendwie rausziehen konnte.
Am Sonntag besorgten wir uns Weiterfahrkarten nach Ekaterinenburg, was kein Problem war. Nach der Station Aleksandrovsk, wo nur ein Schalter für eine ganze Meute offen war, bin ich mental vorbereitet auf Ticketkauf am Bhf.
Einzig eine alte Dame im obligaten Oma- Blümlikleid, eine der typischen “Kommandantinnen”, die die Leute immer eines besseren belehren wollen, das Schlangenstehen manipulieren und Staus und Streit verursachen (Aleksandrovsk!!!), indem sie in 5 versch. Schlangen anstehen und jedem vor sich sagen “Halten Sie bitte den Platz!”, musste etwas rumstürmen. Wenn 5 solcher Frauen, die David nur noch die “komplizierti Blüemlifroue” nennt, anstehen, geht das Chaos los. Ein Mann konnte aber geschickt dämmen “Was kommandieren Sie hier rum? Stehen Sie an und lassen Sie die Leute in Ruhe.” Recht hat er, denn alle wissen doch eigentlich, wie es geht.
Alptraum Aleksandrovsk wirkt nacht: kreischender, streitsüchtiger Weiberhaufen.
Am selben Tag gingen wir in einen Kleiderladen für Muslimische Mode, da ich etwas Angemessenes tragen möchte unterwegs, was nicht zu heiss gibt und schützt und in muslimischen Gegenden etwa so getragen wird, damit ich nicht ganz unvorbereitet, dh “komisch angezogen” daher komme. Die Tatarinnen im Laden waren ganz nett und eifrig mit Erklärungen und Tipps. David war fast etwas entäuscht, dass er als Mann nicht viel mehr als Hosen übers Knie braucht. Ich bin jetzt dagegen jedenfalls eingekleidet ; )
Am Montag fuhren Asja, Bulat, ein Freund von ihnen, David u. ich nach Bulgar, einen einstigen wichtigen Handelspunkt/Zentrum der Volgabulgaren, heute in Ruinen und rekonstruiert, nicht immer sorgfältig.
Ebene, Moscheen, alte Grabplatten mit bulgarischen bzw. arabischen Inschriften.
Heiss war es wie verrückt, kleine Höfe mit Hühnern und Gänsen schmückten das Bilderbuch.
Wir badeten in der Wolga, schwammen ein gutes Stück.
Das Ufer der Wolga ist dort auslaufend, die Wolga ist an der Stelle unglaublich breit.
Das Schiffahren auf dem “Meteor” dauerte etwa 3 Stunden.
Am Abend fuhren David und ich noch todmüde in die Stadt was essen.
Auf dem Rückweg hatten wir einen ungewöhnlichen “Autofang” ; )
Beim Einsteigen merkten wir, dass der Zhiguli rechts hinten absackte, worauf der Fahrer mit erhobenem Zeigefinger meinte :”Moment” und hinter dem Wagen verschwand. “Heimer öppä ä Platte?” – David.
“Tscht,tscht, tscht”, antwortete eine Fahrradpumpe vor dem Fenster. Wir stiegen aus, für 100 Rubel wollten wir schon ein “gepumptes” Auto nach Hause.
Ein anderer Fahrer bot uns gleich an, uns mitzunehmen, auch für 80.
Der andere wurde sauer und meinte, das sei nicht fair. Ich musste aber sagen, dass wir so nicht fahren möchten.
Dann fuhren wir heim und fielen schnell in den Schlaf.
Heute packten wir und fuhren dann mit dem Bus in die Nähe Bhf. Während der Fahrt flog eine Babuschka, auch eine Blüemlifrou mit ihrem beerengefüllten Wagen durch den Bus, da sie sich nicht festgehalten hatte. Wir sahen schon alle Beerenkübel zerschlagen und ausgeleert durch das Tram schleudern, doch irgendwo fand die Gute dann doch noch Halt zum Glück. Die kleine Enkelin mit dem Beereneimerchen meinte nur. “Babulja, du musst dich doch festhalten. Was machst du denn?”
Und voilà, jetzt sitzen wir im Zug nach Kazan, und ich schreibe sicher schon seit zwei Stunden. Die Zeit fliegt davon, es ist kurzweilig hier. Das Mädchen Syrah, gegenüber von mir war zwar sichtlich nicht müde zu kriegen, doch jetzt ist auch sie eingeschlafen. David hat sich auf s obere Bett verkrochen, und ich höre hier auch mal auf und schau bei ihm vorbei.

Pascha, Mascha, Natascha und auch ein Sascha

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 4:41 pm

Pascha, mein lieber Freund aus Petersburg überraschte mich nicht wenig mit seiner Mitteilung, die mich, wie er vor meiner Abfahrt nach Helsinki meinte, zml überraschen sollte. Er verriet nur soviel, dass er aus seiner Zweiraumwohnung ausziehen und aufs Land zurückgehen werde, wo seine Eltern wohnen, alle Details später in Ruhe.
David und ich sassen im Café und Pascha auf Besuch bei einer Tante war grad in der Gegend und kam schnell vorbei. Er sei immer noch verheiratet und habe eine kleine Tochter Mascha, die 6 Jahre alt sei. Sie leben nicht zusammen, aber er wolle ins Dorf zurück und sich mehr um seine Tochter kümmern, wir seien eingeladen auf den nächsten Tag zu seiner Familie.
So kam es, dass ich am darauffolgenden Tag, den Wegweisungen Paschas folgend mit der Metro erst, dann mit Bus in das Örtchen Posjolok imeni Morozova (Siedlung namens Morozov = Revolutionär). Sie wohnen in einer kleinen Wohnung, Mascha und Natascha. Mascha ist ein aufgewecktes Mädchen und ist Pascha verblüffend ähnlich. Natascha hat Geographie studiert und ist sichtlich auch ein zml Naturmädchen. pascha hat einen Berg Fisch gekocht und Natascha Salat zubereitet. In  der Küche hängt Vladimir Putin portraitiert und daneben in einem Kuhmusterrahmen Chodorkovskij hinter Gitterstäben.
Zwei Stunden später kam David mit dem selben Bus im Örtchen an.
Dazu kam noch Sascha, ein ehemaliger Odnoklassnik (Klassengefährte) von Pascha, der sich im laden grad einen Liter Vodka kaufte.
Sascha und David assen noch in der Küche tranken etw Vodka (David =etwas, Sascha= halbe Flasche), während Mascha die entlaufene Schildkröte suchte.
Danach gingen wir an das Ufer hoch, zur Burg Oreschek, wo Lenins Bruder festgehalten worden war, konnten leider aber nicht rüber. DIe alten Männer hatten ihre Ruderboote entw. bereits jmd geliehen oder vermietet  oder waren nicht alle da. Die alten Mannchen vor den Holz- und Blechhüttchen hatten fast alle vom Alkohol rot glänzende Augen, waren an sich aber sehr hilfsbereit.
Sascha meinte über einen, der sei ganz gut drauf, aber der saufe seine ganze Pension hier weg.
Das Volk ist gut, aber es trinkt.
Der Abschied von Pascha war etwas vom Traurigeren, aber ich denke wir werden den Kontakt irgendwie halten.
So fuhren wir mit dem letzten Bus aus dem von der Aussenwelt abgeschiedenen Örtchen weg, welches nicht umsonst tief im Wald versteckt liegt mit seinen 12000 EInwohnern. Früher war hier eine Waffenfabrik, und, als ob es den Ort nicht gäbe, steht auf der Platform der Bahnstation auch nur 24Km.