….v Ekaterinburge
Und nun, hier sind wir… In Ekaterinburg. Wir wohnen wie erwähnt bei einem Mädchen, das im wahren Leben (ausserhalb HC) den schönen Namen Irina trägt. Was soll ich sagen, die Stadt ist klein, finde ich, das Meiste scheinen wir gesehen zu haben. Angenehm ist es, bei jmd zuhause wohnen zu können. Vorgestern habe ich Crevetten mit Zitrone gekocht und Gemüsereis und Kaviarbrötchen gemacht…und wir haben Bier dazu getrunken. Die Zarenfamilie wird hier fleissig “memoriert”, in Form eines Denkmals bei dem Chram na krovi (Kathedrale auf dem Blut), wo früher das Haus des Kaufmanns Ipatiev stand, wo die Familie im Keller ganz schrecklich ermordet wurde. Schrecklich deshalb die brutal massive Kirche mit dem kitschigen Familiendenkmal, hinter dem sich eine Treppe hinunterwindet, mit 22 Stufen (soviele Stufen waren es in den Keller hinunter im Haus Ipatievs). Frommer Glaube verschmilzt mit Sensationslüsternheit. Wir fanden das eher widerlich. Ebenso fanden wir den Ausflugsort Ganina Jama, wo sich ein Kloster im hellen Birkenwäldchen befindet, befremdend. Dort befindet sich die Mine, wo die königlichen Überreste verscharrt, wieder hervorgeschleift und mit Säure und Benzin überschüttet wurden. Detaillierter steht es nun auf mehreren Gedenktafeln rund um die Mine, wo auch ein Holzbrückchen, geschmückt mit Romanov Familienbildern als guter Aussichtspunkt auf die Mine steht. Vom 12. – 25. Juli sind die sog. Zarentage, eine Art Memorial. In einer Kirche fand eine Messe statt. Es war eigenartig, da die Leute schnieften und heulten… Es kam uns vor, oder es ist so!, dass die Leute sich in das Leiden hineinversetzen und völlig in dieser Stimmung aufgehen. Ich fand das Ganze makaber und kann da schlecht nachfühlen, offen gesagt. Hat Russland nicht noch viele andere Opfer gebracht und bedeutend viel andere “Märtyrer” hervorgebracht? Sind nicht noch so viele andere Ereignisse unaufgearbeitet? Wieviele Menschen müssten hier noch heiliggesprochen werden!Mich beeindruckte am meisten der hölzerne, wohlduftende Innenraum der Kirche, wo weisse Lilien den besten Geruch der Welt verströmten. Die Tränen, ich gebe es zu, verstand ich nicht.
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