September 18, 2006

Ein paar Worte über das Medium

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 1:57 pm

Manchmal verabscheue ich die Internetcafés. Vielleicht auch zu Unrecht. Man bleibt immer viel zu lange, die Röhrenbildschirme töten die Augen, und brennenden Hunger kriegt man nach zwei Stunden, den man zu lange durchsitzt. Die Laune nach einem langen Internetaufenthalt ist bei mir meistens auf dem eigentlichen Nullpunkt. Eine Stunde ist noch in Ordnung, ab zwei wird es ätzender bei mir. Die Stimmung in einigen Cafés ist auch oft so was von gespalten: da sitzen die nurdish Gamers und knallen sich den ganzen Nachmittag ab, dort die Kontaktfreudigen am Pärchenchat, dort die Infosucher, an einem anderen Ort die Schaulustigen, die auf der Jagd nach irgendwelchen Fotos sind. Da sind noch die vielen Emailaner, die oft über die Hälfte ausmachen und mit einem gewissen Ernst sich ihrer Post widmen. Die Blogger nicht zu vergessen, hier meistens Ausländer, die sich genervt umdrehen, wenn die Gamer wieder mal zu laut sind und bei Gedankengängen mit Schiessen und Schreien stören.
Wenn ich nach einem Zeitungsartikel von Tagi oder was auch immer Online informiert und gleichgültig das Café verlasse, verlässt gleichzeitig eine betrübte Chatterin das Cafe, eine Muslimin, die von Hassan aus dem Internet eine eisige Absage bekommen hat. Dabei unterscheiden sich unsere Gesichter nicht im Geringsten, dieselbe Bildschirmausstrahlung hat uns befallen und wir trotten aneinander vorbei in die befreiende Abendluft.

One Response to “Ein paar Worte über das Medium”

  1. Karin Says:

    Hey Sarah,
    ich habe jetzt (nach dem ich nocheinmal mit tränen in den Augen (mehr vom lachen;-) die Kapitel über Akademgorodok gelesen habe)mich bis hierher durchgelesen. Das hört sich ja alles echt spannend an. ich werde richtig neidisch. das Internetcafe gefühl kenne ich gut. danach muss man irgendwie immer erstmal was tolles essen, oder trinken:-)
    liebe Grüße,
    Karin

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