September 11, 2006

Karakol

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 1:59 pm

Mit einem grossen Bus fuhren wir nach Karakol. Der Bus hielt unterwegs ueberall wieder – mal im Dorf, mal mitten auf dem Feld. Leute transportierten grosse Melonen, Saecke mit irgendwas drin, vielleicht Kartoffeln. Die Doerfer sind kleine Weiler aus Lehmhaeuesern, die meistens aber weiss und blau angestrichen sind.Kleine Kinder laufen an der Strasse entlang, schauen dem Bus nach. Die alten Leute sitzen auch da, und schauen den vorbeifahrenden Fahrzeugen zu. Die Bevoelkerung scheint auch auf den Doerfern gemischt zu sein. Unter vielen spielenden dunkeln Haarschoepfen erblickt man ploetzlich hin und wieder einen kleinen blonden.
Nach etwa drei Stunden kamen wir am Busbahnhof in Karakol an. Taxisten erspaehten uns sofort, daher mussten wir keine Sekunde lang nach einem Taxi in die Ortschaftsmitte suchen.
Wir fuhren zum Guesthouse Terskey, das von einem aelteren Ehepaar gefuehrt wird. Zum ersten Mal nach der Wanderung konnten wir dort wieder einmal duschen. Wir hatten solange mit dem See Vorlieb genommen.Im Guesthouse gab es einige Zimmer. Unser Zimmer war an den Waenden mit zwei grossen Teppichen bespannt. Manchmal weiss man liegend wirklich nicht mehr, wo oben und unten ist.
Ich fand noch eine altes Buch ueber die Sowjetische Republik Kirgistan, herausgegeben in Frunze (heutiges Bishkek) 1982. Es war sehr sympathisch bei dem Ehepaar. Es gab einen kleinen Garten und einen kurzbeinigen Hund. Sie pflanzten auch einige Fruechte im Garten an. ZUr Zeit, als wir dort waren, hatte es auch einige andere Reisende aus Frankreich, Italien, der Schweiz… Es war ein guter Ort, sich ein bisschen auszuruhen, mal was zu lesen oder zu schreiben.
Als wir abends von dem verschlafenen Quartierweg, wo manchmal einzelne Kaelber entlangspazieren, in das Zentrum liefen, eroeffnete sich uns ein ziemlich verlassenes Bild.
Es dunkelte, und wir merkten, dass es in dem ganzen Staedtchen keine Strassenbeleuchtung gab. Im Zentrum befindet sich ein sehr sowjetischer Park – Wandeln auf Betonplatten und vorbei an irgendwelchen Helden. Lenin steht auch ganz in der Naehe in Aufbruchspose.
Es gibt aber viele Restaurants entlang der Strasse, die sich in der Stadtmitte befindet. Die Haeuser sind klein und aus Holz, bunt angestrichen. Das war fast eine kleine Westernstrasse ;).
Dort fanden wir das Restaurant Zarina, wo man sehr gut essen konnte. Zum ersten Mal hatten wir dort das Dungan Essen. DIe Dungan sind muslimische Chinesen, die nebst den Uyghuren zahlreich in Kirgistan leben oder generell nahe zur chinesischen Grenze.
Ashlyanfu ist z.B. ein Gericht aus Nudeln, die es im zentralasiatischen Laghman auch gibt, und Reisnudeln, scharf gewuerzt. Das mag ich ziemlich gerne. Ganfan ist auch sehr gut, das ist eigentlich ein Ratatouille.
Eine chinesische Moschee gibt es unweit vom Zentrum. Bis auf den kleinen hoelzernen Turm mit glaenzendem Halbmoendchen, wuerde man das Gebaeude nicht fuer eine Moschee halten. Sie sieht in ihren bunten Farben und dem gefaecherten Dach aus wie ein buddhistischer Tempel. Sie besteht gaenzlich aus Holz und soll keinen einzigen Nagel enthalten.
Dorthin verschlug es uns, als wir HInterhoefe mit bunten Teppichen ueberquerend einen Laden mit Gaskochern suchten.Dieser befand sich auf dem dritten Stock eines Haeuserblockes. Sie hatten dort zwar keine Gaskocher, doch die Leute hatten dort so Spass, dass wir vorbeikommen, dass wir sicher fast eine halbe Stunde dort blieben. Die Frau im Buero vermittelte auch Unterkunft oder Touren, ich erinner mich nicht mehr genau, und war aeusserst reizend. Sie telefonierte in eine andere Reiseagentur und fragte nach Gaskochern.
Dort fanden wir schliesslich was wir brauchten. Wir planten einen Ausflug ins Tal der Blumen “Dolina Cvetov”.

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