Der letzte Tag im Ekaterinendorf
Am Bahnhof haben wir heute ohne grosse Mühe aber mit einigem Glück wieder zwei Fahrkarten nach Novosibirsk bekommen.
Der Zug fährt heute um halb 2 (MOSKAUER ZEIT, wohlgemerkt) los, i.e. halb 4.
Jetzt ist es halb 12, und ich kann mich nicht recht entschliessen, ob ich mich kurzem Schlaf hingeben soll oder müden Auges die Zeit “durchbloggen” soll.
David schläft schon tief. Ich weiss nicht, ich höre jetzt Shine on you crazy diamond, tippe, tappe und gefall mir ganz gut dabei…
Heute waren wir nach unserem Bahnkartentreffer mit Elena, ihrem Freund Sergio und Elenas Papa auf Kurzexkursion. Ich schlug gestern vor gemeinsam das Memorial, Denkmal, für die Opfer der stalinistischen Repression zu besuchen und wähnte daneben auch noch einen bekannten Friedhof, der allerdings woanders lag. Das Denkmal war sternförmig angeordnet und bestand aus vielen Inschriftplatten mit Tausenden von Namen und Daten. Das Denkmal erinnert an die Strecke nach Sibirien in die Gulags, auf der, in Viehwagen, soviele Menschen traurig verenden mussten. Viel gabs sonst nicht zu sehen, es war direkt an der Autostrasse, dahinter war ein kleines Wäldchen.
Über Landstrasse fuhren wir weiter zur Europa-Asien Grenze, zu einem Grenzstein von 1837 oder so und einer grünen auf den Boden gepinselten Linie.
Es war heute eisig kalt. Sieben Grad.
Elenas Vater fand, wir hätten noch nicht genug getrunken, um hierherzufahren. Das ist ein idealer Fest- und Schalkort dort hinten.
Danach fuhren wir zum Friedhof, weil auf diesem berühmte Mafiabosse, die es in den 90-ern in ihren Fehden tödlich erwischt hatte, beerdigt und feierlich verewigt wurden. Die Grabsteine sind spektakulär, aus Marmor mit eingraviertem Portrait nach Foto von Typen in schwerer Lederjacke und Goldkettchen. Noch nie sowas gesehen… Elenas Vater fand mein Drängen, “Banditen” anzugucken auch etwas komisch, doch das musste sein. Wo steht denn bei uns ein Grabstein mit einem kleinen, stämmigen Macho darauf abgebildet, in spitzen Schuhen, schlechtem Anzug und Mercedesautoschlüssel in der Hand? Einer wurde auf der Grabsteinkante auf seinem Schneemotorfahrzeug abgebildet und in wichtiger geschäftiger Schreibtischpose.
Die Autofahrt ging etwas zügig vor sich, dass uns hinten allen ziemlich schlecht wurde.
Zum Schluss landeten wir noch in einem Café in der Stadt und gingen danach heim. Da sind wir nun und warten, schlafen, schreiben bis in die frühen Morgenstunden.
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