June 22, 2006

Kleinkuba

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 3:07 pm

Es ist Sommer geworden! Das Venedig des Nordens hat sich in Kuba verwandelt. Es ist heiss, heiss, heiss. Die Ladentueren stehen weit offen, die Ventilatoren drehen, und kubanisch oder suedamerikanische Musik durchflutet die Cafes. Schoen ist es hier zu sein. Der Wind weht. Gestern ploetzlicher Platzregen mit kleinem Gewitter dazu, alle Leute klitschnass. Am Donnerstag fuhren wir fuer vier Tage nach Moskau, wo wir von einem Schweizer Botschaft Mitarbeiter eingeladen worden waren. Das erwartete offizielle, foermliche Meeting entpuppte sich als familiaeres Abendessen in einer Privatwohnung, was ganz unterhaltsam war. Uebernachtet haben wir am Ende der violetten Metrolinie, Suedost von Moskau – Endstation Vychino, wo die Strassen bereits (passenderweise) Tashkentskij pereulok etc. heissen. Dort haben wir Nachlager bei Mascha gefunden, die gleichzeitig noch ein paar Spanier, Portugiesen und Franzosen beherbergte. Nach einer russisch-internationalen Party uebernachteten wir sozusagen im Massenlager. In den Tagen haben wir abundzu etwas mit diesen Leuten unternommen, traffen aber noch ein paar weitere Freundinnen von mir, die lustigerweise alle in Moskau wohnen. Hier in Petersburg habe ich interessanterweise bis jetzt nur Freunde gefunden, kaum aber Freundinnen… Die Pruefung fuer Russisch 3 ist durch. ICh finde diesen Test und das ganze Verfahren ueberaus zweifelhaft, aber naja. Am Montag waren wir auf der Usbekischen Botschaft in Moskau. Ich war fast sicher, dass wir ohne eine offizielle Einladung von usbekischer Seite kein Visum bekommen werden. Als wir ankamen, stand natuerlich schon eine lange Schlange vor der kleinen Waechterbude. Die Leute hatten ein Nuemmerchen bekommen und warteten auf ihre Reihe. Da wir nichts derartiges hatten,   fragte ich einen Waechter, der uns ueberraschenderweise sofort reinliess… und dann ging alles wie am Schnuerchen… Wir waren nicht sehr vorbereitet, dh Fotos nicht ausgeschnitten, keine Gastadresse etc. Haben dann irgendwie etwas gewurschtelt. Ich dacht, dass sie uns bei DEM Fresszettel sicher kein Visum geben wollen…doch siehe da.. In einer Woche koennen wir wiederkommen, um das Visum zu kaufen, hiess es. Zurueck in Petersburg ging es zu den Kasachen, die hier ein Konsulat haben. Heute habe ich unsere Dokumente abgegeben, nach kurzem Warten. Am 28.Juni fahr ich nachtsueber nach Helsinki, und stell mich am 29. in die Schlange vor der russischen Botschaft, und ich glaube das wird der unangenehmste, anstrengendste Teil, der ganzen Organisation. Am 1. Juli muss ich aber unbedingt wieder zurueck sein, da Mama hier sein wird und Geburtstag hat. Jetzt gilt es noch jem. in Helsinki zu finden, bei dem ich uebernachten koennte. Bin ja mal gespannt auf diese Stadt. Zwei, drei Tage habe ich ja doch dort oben.

June 1, 2006

Frühlingsanfang, ein Anfang

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 9:05 pm

Es ist wie im April, es regnet und windet, und die Pfützen sind unheimlich tief. Die Galoschen habe ich mir also nicht umsonst gekauft. Helle, verregnete Tage, Prüfungen finden bei allen statt, man lernt, trinkt Tee, raucht im Treppenhaus und entschliesst sich irgendwann widerwillig wieder ins Zimmer zu gehen.
Ich verbrachte den Nachmittag mit uralten Morphemen, die ich bis zum 10. Juni erkennen, zuordnen, benennen können muss. Altrussisch, Tee und Banja sind die heutigen Schlagwörter, vielleicht noch Regen.
Nein, nein so trist ist es nicht, nur ist es auch schon elf, man war in der Banja bei siedender Temperatur, und der Kopf will nicht zugeben, dass man schlafen sollte. Es ist so hell, als wär es sechs Uhr. Ich glaub ich habe mich verbrannt in der Banja, auch wenn alle meinen man sehe die gute Durchblutung! Ich bin krebsrot!
Die Banja hat man sich so vorzustellen: eine holztribüne, mit einer holztreppe, sieht aus wie in einem heuschober oder so. Unterhalb der Tribüne befindet sich ein alter Ofen mit Eisentörchen, das immer so geräuschvoll auf- und zugemacht wird.
Eine energische Frau schürt darin dann das Feuer.
Einerseits herrscht eine schweigend klösterliche Stimmung, andererseits wird es heiss wie in der Hölle, und man hört immer dieses EIsentor knallen und die Frauen schwingen die Venikis durch die Luft (Birkenzweige).
Eine Frau stellte sich sichtlich taub und goss pausenlos nach, dass wir vor der Hitze flüchten mussten. Habe mich also halb versengen lassen.
Aber die alte Garde “Venus von Willersdorf” zeigt sich in solchen Situationen unerschrocken und harrt tapfer aus. Saunagänger ; ))