Im Schwimmbad
Während der Sommermonate habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, während des Verfassens von Semesterarbeiten oder überhaupt während intensiver Lernphasen ins Freibad zu gehen und meinen Körper im Wasser abstrampeln zu lassen. Dazu hat das an frühen Nachmittagen so stille Wylerbad seine eigene kleine Poesie. Ein feiner Windhauch kräuselt die glatte Wasseroberfläche, welche zwei Rentnerinnen und ich in gleichmässigem Rhythmus schweigend durchpflügen. Danach legt man sich auf den heissen Stein und lässt sich von einer einzelnen Ameise die Wade kitzeln. Immer wieder sieht man dieselben Gesichter, meine Lieblingsdame mit der Taucherbrille, die genüsslich hin- und herplanscht, den Mann, der ausgestreckt am Beckenrand den ganzen Tag der Sonne frönt.?Jetzt im Winter ist es irgendwie anders im gedeckten Hallenbad. Der Chlorgeruch ist etwas streng, und die Hektik im Becken am frühen Abend erinnert an den Abendverkehr. Es ist immer interessant, während des Schwimmens das Geschehen zu beobachten. Ich habe deshalb bis jetzt noch nicht die Schwimmbrille ausprobiert. Da fällt mir immer wieder der Mann in den Mitvierzigern hinter seiner Schachzeitschrift auf. Abundzu scheint er ganz vertieft zu sein in einen Schachzug, später beobachtet er längere Zeit den kräftigen Schwimmzug einer Dame.
An manchen Tagen kommen sogar die Synchronschwimmerinnen, die zu lauter Musik ruckartig und mit angespannten Gliedern ihre Wasserakrobatik im Gleichtakt üben. Ich schwimme in der Bahn für “Kreisschwimmer” und werde immer wieder von zwei tätowierten Wundern überholt, die ganz ergeben wie zwei Fische durchs Wasser tauchen. Obwohl man wesentlich weniger freizeitlichen Charme empfindet als im Freibad, ist das Hallenbad trotzdem nicht nur Sport-, sondern auch ein bisschen Schauplatz.
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