Wir fuhren auf die Datscha…
Vorgestern, Sonntag, fuhr ich mit Tatjana aus der Stadt nach Peri. Das ist eine finnische Ortsbezeichnung und bedeutet Teich, Tuempel.
Wir fuhren mit der Elektritschka, das ist ein breiter Zug mit spartanischen Holzbaenken, wo stets Leute ins Coupé kommen und ihre Sachen verkaufen (Zahnbuersten, Plasticksaecke, Nuesschen etc.).
Peri ist eine kleine Station, vor der Wartehalle stehen Zigeuner, dunkle, schwarzhaarige huebsche Kinder, Frauen in langen bunten Roecken.
Dahinter eine Datschenlandschaft. Bunte Haeuschen, in denen einige Leute das ganze Jahr ueber wohnen, bellende Hunde, ein paar Einkaufslaeden…
Die Wege sind etwas heimtueckisch. Es liegt viel Schnee darauf, der gerade zu schmelzen beginnt, und alle drei Meter sackt man irgendwo ein. Das Ganze hat aber zum Glueck zml komischen Charakter, da man alle paar Minuten umfaellt. Wir trafen noch Freunde, Irina und Sergej (genannt Serjoscha). Irina ist eine richtige Thaeterliebhaberin, wir haben sie schon ein paar Male an solchen Anlaessen getroffen. Sergej sah ich zum ersten Mal. Ein grosser hagerer Mann, mit ergrautem Bart und einem gelben Blechkanister auf dem Ruecken – der Rucksack- oder, fuer mich, Schweizer Briefkasten.
Wir gingen etwa eine knappe halbe Stunde, bis wir bei Tatjanas Datscha ankamen.
Oleg war schon da, denn er arbeitet staendig etwas an der Datscha herum, werkelt, bohrt und haemmert. Die Datscha wurde von seinem Grossvater gebaut. Die oberen Stockwerke sind aber praktisch unbewohnbar, noch Baustelle.
Unten ein grosser Gemeinschaftsraum, wo Tische stehen, zwei Betten, Gasherd, Ofen, russische Filzstiefel (Valenki)… Alles ist sehr improvisiert, alte bruechige Tassen, Geruch nach Kaffee, grosse Marmeladeglaeser, Eingemachtes…
Ich fuehlte mich so wohl, es erinnerte mich an die Zeiten im Wohnwagen und im Pferdeanhaenger in Italien.
Im Garten wachsen Sommers Beeren, Gurken etc.
Tatjana, Irina und ich gingen Skifahren. D.h., sie nennen das so. Eigentlich ist es Langlauf. Premiere!!! Man nannte mich Held des Tages 🙂 Ich weiss nicht, wie oft ich umgefallen bin… jedenfalls kroch ich mehr als dass ich fuhr. Und das in topfebener Landschaft!!! Gut, die Wege sind wie gesagt nicht sehr fussgaengerfreundlich… Jedenfalls hats Spass gemacht.Obwohl mir noch ein boeser Hund entgegenrannte und bedrohlich die Zaehne fletschte, dass ich verzweifelt um Hilife schrie. Manchmal kommt mir hier das Erlebte wie eine Rueckkehr in die Kindheit vor. Wir fuhren also durch den lichten Wald, der nach 45 beschloss wieder zu wachsen, entlang der einstigen Frontlinie.
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