“I minä Schue fähle d’Sole, i mine Hosä wähit de Wind” (Züri West)
Jetzt sind wir schon eine Weile unterwegs, und es scheint so, als gäbe es nichts Anderes als weiter- und weiterzureisen, und seis an den Rand der Welt und sitzend die Beine über ihm baumeln zu lassen. In den Kleidern weht der Herbstwind von Bishkek, und eine leichte Melancholie könnte sich fast breit machen, wenn ich “Radio zum Glück” höre und mich schon meilenweit vorausdenke. Wir sitzen in dem japanischen Guesthouse Sakura und reden und hören zu, den sich wiederholenden Geschichten, die alle dieselben sind und doch verschieden, über Einreisen, Ausreisen, Pässe und Strassen, Botschaften, Märkte, Leute und so fort.
Wir klauen Bücher aus Cafés, die man nach einer Woche zurückgeben müsste, doch was interessiert das einen Leser von “Krieg und Frieden” ?!
Heute auf dem Osh Bazar sahen wir alte goldene Rasierer mit den alten Klingen, fast schon Sammelstücke. Durch den Kleidermarkt wurde ein grosser unförmiger Klumpen Fleisch gekarrt. Der Gemüsemarkt sprengte jede Farbenskala, die Gewürze wehte es durch die stickige Luft. Karotten, dick wie kurze Raketen, waren überall in Säcken zu haben. Konzentrierter Käsegeruch von Kurut, den Käsebällchen, lag schwer unter einem von einer Plane abgedeckten Platz.
Wir sind hier seit nun vier Tagen. David beantragt hier zwei Visa, jeweils für China und Pakistan. Diese Zeit nutze ich an seinem Laptop im Café Metro, das grad noch gähnend leer ist. Still ist es dafür, der Verkehr rauscht gleichmässig am Fenster vorbei. Der Himmel ist heute milchig trüb. Ein bisschen bedrückt bin ich selber, da ich den Eindruck habe, als wäre das unsere letzte Station – Bishkek, David bereitet sich auf die Weiter- und ich auf die Heimreise vor, beide suchen sich Flüge in verschiedene Richtungen.Doch wir fahren doch noch nach Usbekistan, und ich vergesse das hier mit diesen ganzen Reiseangelegenheiten wieder fast. Danach sehen wir uns erneut leider ein halbes Jahr nicht. Verflixte moderne Zeiten. Vermutlich hat das aber nichts mit unserer Zeit zu tun, vermutlich ist das die alte Geschichte von Leuten, die gerne unterwegs sind.
Ich habe viel zu berichten heute, da war Alma-Ata (Almaty), das Chong Kemin Tal, der Aksu Pass, unsere Einreise nach Kirgistan, die ich bis jetzt nicht erwähnen konnte.
Neben einem Capuccino mit viel Schaum und vier Stück Zucker und einer Tafel schwarzer Schokolade versuche ich nun nochmals zurückzugehen…Bishkek, Kochgor, Song Köl, Kochgor, Bakanbayev, Tamga, Karakol, Dolina Cvetov, Karakol, Cholpon Ata, Grigorievka, Chong Aksu, Aksu, Chong Kemin,Alma-Ata.
Leave a Reply