May 10, 2006

Fluchen

Filed under: Von Petersburg nach Turkestan — sarah @ 11:09 pm

Entdeckung des unanständigen Vokabulars – endlich
Nicht unwichtig ist hier , finde ich, das “herzhafte” Fluchen zu verstehen. Geflucht wird zu Freude, Frust und Leid. Unterrichtet wird das sozusagen auf der Strasse. Doch wenn man mit jemandem unterwegs ist, und danach fragt, was das für ein hingesprühtes Wort ist, bekommt man selten eine direkte Antwort. Meistens heisst es beschützerhaft: “Sowas sollst du gar nicht hören.” Nur, man hört es eben doch ständig… manchmal lauthals, manchmal kleinlaut in einem Nebensatz. In der Leksikologia haben wir das Thema gestreift, dabei hat uns die Dozentin Natalia einen Slovar’ (Wörterbuch) empfohlen, der 2004 erschienen ist und diese überaus “lebendige” Sprache festzuhalten versucht. Dass Lehrer damit sehr vorsichtig und gewissenhaft umgehen gegenüber ihren ausländischen Studierenden, ist nur verständlich. Ich wüsste auch nicht, was ich uncharmanter fände als einen in gebrochenem Schweizerdeutsch fluchenden Austauschstudenten. Wenn fluchen, dann so richtig. Andernfalls entpuppt man sich eher als peinlicher Tourist, der sich solche kleine bunte Wörterbüchlein kauft, um Bier, Frauen und Taxi zu bestellen. Um mich im Grossstadtstimmengewirr zurechtzufinden, um die kleinen Situationen im Streifzug durch die Stadt besser mitzubekommen, den familiären Streit um das Fernsehgerät durch das Wohnzimmerfenster, um mir auch ja nichts entgehen zu lassen an dieser Stadt, darum möchte ich das Fluchen lernen, wenn auch ohne persönlche Verwendung. Verstehen. Damit ich mich einmal an all das erinnern kann. Vsjakoe znanie – vospominanie. (Alles Wissen ist Erinnerung.)

One Response to “Fluchen”

  1. Tinu Says:

    Wenn fluchen, dann so richtig. Wie tönt dies?

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